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Liebe (Ex)Internatszöglinge, Betroffene und Geschädigte!

Ich gehe derzeit unter in eMails und Briefen von Betroffenen, die mir ihr Leid klagen, ihre Geschichten erzählen. Nicht nur Leute aus der Neulandschule, in der es in meinem Buch "Fromme Begierden" geht, sondern quasi quer durchs Gemüsebeet: Ordeninternate, laizistische Privatschulen, Heime, Internate, Bundeskonvikte - das ganze Spektrum. Die Erzählungen sind fürchterlich und oft extrem erschütternd. Ich bemühe mich, so schnell es geht zu Antworten, muß aber sowohl eine zeitliche als auch mentale Überforderung eingestehen. Die Erlebnisse, mit denen ich konfrontiert werde, sind derart, daß ich mir immer wieder Auszeiten nehmen muß, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich ersuche also um Verständnis und ein wenig Geduld. Ich werde niemanden vergessen oder auslassen, denn das ist das große Gefühl, das viele beschreiben: man habe sie ausgelassen, auf sie vergessen. Aber bitte ein wenig Geduld. Meine Antwort kommt sicher.

Michael Amon


Das Freie Radio Salzkammergut (FRS) hat mich - auch wegen der vielen Reaktionen vor Ort - am Allerheiligentag 2011 interviewt. Es ist ein ziemlich langes Gespräch, fast 40 Minuten, geworden und wurde Dienstag abends gesendet.
Man kann sich aber auch den Stream anhören oder das mp3-File herunterladen.
Seit der Standard am Montag meinen Kommentar zum Mißbrauchsthema abgedruckt hat, geht es bei mir rund. Soviele Reaktionen hatte ich bisher nur beim Thema "Kampfhunde", als ich von den Kampfhundfans überrollt worden bin.
Irgendwie hat das was Tröstliches: Mißbrauch von und Gewalt an Kindern schlägt Hundethema.

Hier der Link:

http://freiesradio.at/widerhall_archiv11




Video der Buchpräsentation mit Diskussion (in voller Länge):

Eine Veranstaltung des Republikanischen Clubs und der Österreichischen Gesellschaft für Kulturpolitik


Aufzeichnung der Buchvorstellung von "Fromme Begierden" auf der Frankfurter Buchmesse am 12. 10. 2011


Jetzt auf YouTube. Aufzeichnung der Lesung aus "Fromme Begierden" in der Stadtbücherei Wiener Neustadt am 9. 10. 2011
in 5 Teilen, jeweils ca. 6 - 9 Minuten (insgesamt 37 Minuten)

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Wen der Herr liebt,
den züchtigt er,
Wie ein Vater seinen Sohn,
den er gern hat.

Spr 3,12
Fromme Begierden

Autobiographischer Roman

erschienen: Herbst 2011

ISBN 978-3-902665-31-7

220 Seiten, geb., Euro 19,90

Klever Verlag, Wien

Inhalt

Lakonisch berichtet Michael Amon von seinen Jahren im katholischen Internat. Die Themen sind Gewalt, Mißbrauch, religiöser Wahn, falsche Frömmigkeit und hemmungslose Machtausübung.
Die Gründerinnen des Internats kamen aus dem Bund Neuland, einer katholischen Er­neuerungsbewegung, und hatten die Vision einer neuen Pädagogik und einer menschennahen Volkskirche. Unter der sichtbaren Oberfläche läuft vieles bereits schief, aber endgültig bricht die Katastrophe in dem Moment aus, als die Schulgründerin stirbt.
Ohne Selbstmitleid und teils durchaus ironisch schildert Amon die Wiederherstellung der alten Ord­nung, eines Regimes alltäglicher, brutalster Gewalt. Nicht der genitale Übergriff ist das Hauptproblem, sondern die sexuell aufgeladene Gewaltausübung.
Ein Klerikalfaschist als Internats­leiter, der seine verklemmte Sexualität beim Verprügeln kleiner Kinder auslebt, sadistische Erzieher, sinnlose Strafen bis hin zur körperlichen Folter - ein Arsenal des Schreckens, wie es nicht nur in katholischen Internaten üblich war. In einer Art Spiegelung erzählt der Autor parallel auch von seiner wohlbehüteten Kindheit außerhalb des Internats. Im Kontrast werden die verheerenden Auswirkungen dieser Erziehung offensichtlich.
Kunstvoll fügt der Autor eine weitere Ebene ein: die Ge­schichte des Bundes Neuland. Beginnend in den 1920er-Jahren, wird der Lebensweg einiger Protagonisten der Bewegung kursorisch erzählt und mit der autobiographischen Beschreibung der Internatserlebnisse des Autors in den 1960er-Jahren verflochten. Diese Gegenüberstellung erhellt, wie eine ursprünglich reformorientierte Schule zur »schwarzen« Pädagogik herabsinken konnte.
Amon geht es nicht um eine undifferenzierte Aburteilung der Kirche oder einfache Antworten. Aber er beschreibt ein System, in dem nicht einige hundert Einzelfälle, sondern zigtausende noch lebende Menschen zu Opfern geworden sind. Er gibt ihnen eine Stimme. Und er nennt Täter beim Namen.
Trotzdem ist dieses Buch kein trockener Tatsachenbericht, sondern ein Roman, denn der Autor verdichtet die Abläufe, spitzt die Ereignisse zu, gibt offenen Fragen eine literarische Form, denn die Literatur hat ihre eigenen Gesetze, und selbst dort, wo sie die Wahrheit scheinbar entstellt, dient dies der Kenntlichmachung. Die Wahrheit ist eine Tochter der Literatur, denn viele längst vergessenen Ereignisse bekommen in diesem Roman ihr wahres Gesicht zurück.